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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 40

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
4o Erster Abschnitt. fluß ans die wechselnden Schicksale des Menschenge- schlechts gewesen. Sie haben d:e Bevölkerung gegen Süden zusammengedrängt; mehr, als das Schnee- gebirge von Sirinagur und Gorka, das Verkehr der Nationen gestört, und rm Norden unwandelbare Grenzen gesetzt der Verbreitung milderer Sitten und Des schaffenden Kunstsinns. — Aber nicht als hin- dernde Vormauer allein darf die Geschichte die Ebene von Inner - Asien betrachten. Unheil und Verwüstung hat sie mehrmals über den Erdkreis ge- bracht. Hirtenvölker dieser Steppe, die Avaren, Mongolen, Alanen und Uzen haben die Welt er- schüttert. Wenn in dem Lauf der Jahrhunderte frühe Geisieskultur, gleich dem erquickenden Son- nenlicht, von Osten nach Westen gewandert ist; so haben späterhin in derselben Richtung Barbarei und sittliche Rohheit Europa nebelartig zu überziehen gedroht. Ein braune'r Hirtenstamm, die Hiongun, bewohnte in ledernen Gezelten die hohe Steppe von Gobi. Ungestüm brach er hervor aus dem östlichen Theile von Hinter-Asien, und erschien plötzlich (so geht die dunkle Sage) als Hunnische Kriegsschaar erst an der Wolga, dann in Pannonien, dann an der Loire und an den Ufern des Po, die schön be- pflanzten Fluren verheerend, wo die bildende Menschheit Denkmal auf Denkmal gehaust hat. So wehce aus den mongolischen Wüsten ein verpe- steter Windeshauch, der auf Cisalpinischen Boden die zarte langgepflegte Blüthe der Kunst erstickte. — Von den Salzsteppen Asiens, von den europäischen Heideländern, die im Sommer mit honigreichen, röthlichen Blumen prangen, und von den pflanzen- leeren Wüsten Afrikas kehren wir zu den Ebenen von Südamerika zurück, deren Gemälde ich bereits angefangen habe, mit rohen Zügen zu entwerfen. —- Das Interesse, welches dies Gemälde dem Beob- achter gewähren kann, ist ein reines Naturinteresse. Keine Oafe erinnert hier an frühere Bewohner, kein behauener Stein, kein verwildeter Fruchtbaunr an den Fleiß untergegangener Geschlechter. Wie den Schicksalen der Menschen fremd, allein an jdie

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 42

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
42 Erster Abschnitt. nenié völlig unbekannt. Kein Völkerstamm wußte die Vortheile zu benutzen, welche die Natur auch in dieser Hinsicht dargeboten hatte. Zwei Arten em¿ heimischer Rinder weiden in den Grasfluren von West-Canada, und um die kolossalen Trümmer des Azteken-Pallastes, der, ein amerikanisches Pal- myra., sich verlassen in der Einöde am Gyla-Flusse erhebt. Der langhörnige Mouflon, der Stammva- ter- des Schaafes, schwärmt auf den dürren und nackten Kalkfelsen von Californien umher. Der süd- lichen Halbinsel sind die kameelartigen Vicunnas, di«? Alpacas und Lamas eigenthümlich. Aber ale di ese nutzbaren Thiere haben, das Lama abgerechnet, Jahrtausende lang ihre natürliche Freiheit bewahrt. Denn Genuß von Milch und Käse ist, wie der Besitz und die Kultur mehlreicher Grasarten, ein charak- teristisches Unterscheidungszeichen der Nationen des alten Welttheils. — Blieb das Hirtenleben, diese wohlthätige mittelste Stufe, welche nomadische Jä- ger-horden an den grasreichen Boden fesselt, und gleichfalls zum Ackerbau vorbereitet, den Urvölkern Amerikas unbekannt; so liegt in dieser Unbekar.nt- fchafr selbst der Grund von der Menschenleere der Südamerikanischen Steppe. Desto freier haben sich m ihr die Naturkräfte in mannichfaltigen Thierge- stalten entwickelt; srei, und nur durch sich selbst beschränkt, wie das Pflanzenleben in den Wäldern am Orinoco, wo dem riesenstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen, sondern nur der üppige Andrang schlingender Gewächse drohet. Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte Armadillo, welche rattenartig den unterirdischen Haasen in ferner Höhle aufschrecken; Heerden trä- ger Chiguires, schön gestreifte Viverren, welche die Luft verpesten; der große ungemähnte Löwe; brasilianische Tiger, die den jungen selbst erlegten Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und viele andere Thiere durchirren die baumlose Ebe- ne. — Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden, die ohne dies (nach indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen-

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 43

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Länderbeschreibung. 45 fesseln können, stände nicht hie und da die Facher- Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor- züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst- lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben- den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt. Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor- boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih- rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei- statt, welche sie vor jedem Angriff sichert. Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich- faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus- bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago- artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei- den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau- nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth- lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung (gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung -es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen -er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut. Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-' westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 49

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Landerbeschreibung. 49 schlechter der Menschen. Durch wunderbare Verschie- denheit der Sprachen gesondert, sind einige noma- disch, dem Ackerbau fremd, Ameisen, Gummi und Erde genießend, ein Auswurf der Menschheit, wie die Ottomaken und Jaruren; andere angesiedelt, von selbst erzielten Früchten genährt, verständig und sanfterer Sitten, wie die Maquiritarer und Makos. Große Räume zwischen dem Cassiqumre und dem Atabago sind nur vom Tapie und von geselligen Af- fen, nicht von Menschen, bewohnt. In Felsen ge- grabene Bilder beweisen, daß einst auch diese Einöde der Sitz höherer Cultur war. Sie zeugen für die wechselnden Schicksale der Völker, wie die Form biegsamer Sprachen, die zu den unauslöschlichsten Denkmälern der Menschheit gehören. — Wenn aber in der Steppe Tiger und Krokodtlle mit Pferden und Rindern kämpften; so sehen wir dagegen an ihrem waldigen Ufer, in den Wildnissen der Guayana, ewig den Menschen gegen den Menschen gerüstet. Mit unnatürlicher Begier trinken hier ganze Volker- stamme das ausgesogne Blut ihres Feindes ; andere würgen ihn, scheinbar waffenlos, und doch zum Morde vorbereitet, mit vergiftetem Daum-Nagel. Die schwächer« Horden, wenn sie das sandige Ufer betreten, vertilgen sorgsam mit den Händen die Spur ihrer schüchternen Tritte. So bereitet der Mensch auf der untersten Stufe thierischer Rohheit, so im Schein- glanze seiner höhern Bildung sich stets ein mühevol- les Leben. So verfolgt den Wanderer über den wei- ten Erdkreis, über Meer und Land, wre den Ge- schichtsforscher durch alle Jahrhunderte, das ein- förmige, trostlose Bild des entzweiten Geschlechts. Darum versinkt, wer im ungeschlichteten Zwlst der Völker nach gelstiger Ruhe strebt, gern der Blick in das stille Leben der Pflanzen, und in der heiligen Na- turkraft inneres Wirken; oder hingegeben dem ange- stammten Triebe, der feit Jahrtausenden der Men- schen Brust durchglüht, blickt er ahndungsvoll auf- wärts zu den hohen Gestirnen, welche im ungestör- ten Einklang die alte ewige Bahn vollenden.

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 211

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
211 Historische Darstellung. kanttt geblieben war, und sich auch hier noch eine Zeit lang unter der Masse der Abentheurer dieser Art verlohr. Sein Nahme war höchstens den See- fahrern seiner Nation bekannt, und noch durch nichts berühmt, da er als Weltenentdecker auftrat, und durch das, was er verhieß, noch mehr aber durch das, was er leistete, schnell einen so hohen Grad von Merkwürdigkeit erlangte. Seine ersten Lehr- jähre verlebte er, nach damaliger Gewohnheit, auf venetianischen Handelsschiffen, welche die Hasen des Mittelländischen Meeres besuchten. Bald aber ermüdete sein thätiger Geist in der Einförmigkeit dieses Kreislaufs, und nun wagte er sich auf die höhere Schule der damaligen Seefahrer, die Schiff- fahrt auf dem Nordischen Meere. Im Jahre 1464 finden wir ihn an den Küsten von Island, welche damals, besonders von den Engländern, der Fischerei wegen, schon von Zert zu Zerr besucht wurden. Er segelte selbst nach jenseits der Insel, einige Grade über den Polarzirkel, hin- aus ; und entwickelte auch hier schon seine Anlagen zu einem kühnen und geschickten Seefahrer. — — Nach seiner Zurückkunst gesellte er sich zu ei- nem Verwandten gleiches Namens, der ein kleines Geschwader auf eigne Kosten unterhielt, und damit bald gegen, die Mubamedaner, bald gegen die Ve- neriancr kreuzte« Bei diesen Streifzügen, die, in der damaligen Zeit, für eben so rechtmäßig und rühmlich gehalten wurden, als sie Gefahr und Mühe belohnend waren — fand er mannigfaltige Gele- genheit, seine Talente, als Seefahrer und als Krie- ger, auszubilden, auch ein kleines Vermögen zu er- werben. Doch sein Schicksal entriß ihn, schon nach einigen Jahren, dieser Verbindung, um ihn seiner höhern Bestimmung näher zu rücken. — In einem hartnäckigen Gefechte mit einigen sehr reich belade- nen, aus den Niederlanden zurückkehrenden Schif- fen, gerieth das Fahrzeug, worauf sich Colombo befand, — eben, alo es im Begriff war zu entern — in Brand. — Das schnelle Umsichgreifen der Flam- me schien das Schiff und die Mannschaft einem un* ' O 2

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 240

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
24o Siebenter Abschnitt. er sich vielmehr, durch Mäßigung, Weisheit und Milde ihr Vertrauen wieder zu gewinnen und zu defesiigen. Auch hatte er die Genugthuung, seine Bemühungen durch den besten Erfolg gekrönt zu sehen. Zugleich ergriff er, ohne Verzug, die nöthigen Maßregeln, um eine zweite größere Colonie einzu- richten, und ihr eine dauernde Existenz zu sichern. Die Wirkung dieses Bemühens war: eine befestigte Stadt, der er, der Königin von Castilien zu Ehren, den Namen Isabelle beilegte. In dieser Zeit hatte sich bereits ein Geist der Unzufriedenheit unter einem großen Theile der neuen Colonisten verbreitet, und Colombo manche Besorgnisse und Verdrießlichkeiten erregt. Die meisten hatten die alte Welt verlassen, um in der neuen ohne Arbeit und Mühe große Schätze zu finden, und — fanden nun weit beschwer- lichere Mühe und Arbeit, als sie in der alten zu ertragen gewohnt waren. Die Schatze sollten erst größtentheils noch, durch Gefahren und Anstren- gungen, entdeckt, oder durch anhaltende Arbeit der Erde abgewonnen werden. Nach gemeiner Men- schen Weise bürdeten sie Colombo die Schuld der Täuschung auf, die ihre eigne Trägheit, Unwissen- heit und Habsucht ihnen verursacht hatte. Es ent- standen Meutereien, die der Admiral nur durch An- wendung seiner ganzen Klugheit und Autorität un- terdrücken konnte; die ihm aber doch nicht abhiel- ten, nachdem er hier sein Geschäft vollendet hatte, seine Entdeckungsreisen weiter fortzusetzen. Bei sei- ner Abreise übertrug er die Regierung der neuen Colonie seinem jünger« Bruder, Diego, den er zum Gouverneur der Stadt Isabelle ernannte. Fünf Monate lang dauerte diese Reise, auf der er mit jeder Art der Mühseligkeiten zu kämpfen hatte, ohne eine wichtigere Entdeckung, als die der Insel Ja- maica, zu machen. Nach unablässiger Anstren- gung und mannichfaltigen Gefahren, hatte er am Ende auch noch mit Mangel und Hungersnoth zu kämpfen. Nie entwickelten sich seine vielfachen Ta- lente, zeigte sich sein Muth, seine Geistesgegenwart

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 214

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
2i4 Siebenter Abschnitt. als man damals zu segeln pflegte, hatte ein künst- lich geschnitztes, durch den Westwind herbei getrie- benes Stück Holz in der See schwimmend gefunden. Ein ähnliches Stück Holz hatte Colombo's Schwa- ger an der Westküste von Madeira aufgegriffen. Eben da fand man auch, durch denselben Wind her- beigetrieben, große abgeschnittene Röhre. An den Küsten der Azoren wurden, ebenfalls durch anhal- tenden Westwind, ganze, mit den Wurzeln ausge- rissene Baume, einst auch sogar zwei Menschenkör- per von völlig unbekannter Gestalt und Bildung angetrieben. — Hierzu kamen die Beobachtungen, die Colombo selbst auf seinen Fahrten über die Rich- tung und Wechsel der Winde gemacht hatte, und die ihm, nach seiner Erfahrung, für einen nicht minder wichtigen Beweis galten, daß, nicht fern nach Westen zu, ein bisher Unbekanntesland vor- handen seyn müsse. — So schien, nach den Kennt- nissen der damaligen Zeit, mit Grunde nichts da- gegen eingewandt werden zu können, daß jenes nicht lehr entfernte westwärts liegende Land Indien sey, und daß man folglich, durch Segeln nach Westen zu, nach Indien müsse gelangen können. — Nun hat- ten die Portugiesen, in einem steten Kampfe mit unsäglichen Schwierigkeiten, mehr als ein halbes Jahrhundert zugebracht, auf einer südöstlichen Fahrt den Weg nach diesem gelobten Lande zu findeny und noch war es ihnen nicht gelungen, nur bis an die äußerste Spitze von Afrika vorzudringen. Gelang ihnen dies aber auch, so war doch klar, daß der Weg, den sie hier finden würden, sehr lang, und nach der damaligen Art zu segeln, sehr gefahrvoll seyn müsse. — Eine Fahrt gegen Westen zu, queer über das Meer, mußte, zu eben dem Ziele, einen weit nähern und sicherern Weg darbieten, und die Erforschung dieses Wegs ein eben.so verdienstliches und belohnendes Unternehmen seyn. Nachdem lan- ges und oft wiederholtes Durchdenken diese Ideen- verbittdung bei Colombo zur umumstößlichstcn Ue- berzeugung erhoben hatte, erzeugte sich nun auch der eben so felsenfeste Entschluß, sie durch die Ausfüh-

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 353

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Reden. 353 Absichten, deren Entstehung und Verbindung er weiß, von denen er sich und andern Rechenschaft geben kann! Wie viel mehr muß nicht eine einzige gute That des Menschen werth seyn, als der ganze wohlthätige Einfluß, den die Sonne, ihrer selbst, und ihrer Wirkungen unbewußt, über ganze Welten verbreitet! Thätigkeit, die mannichfaltigste, unermü- deteste Thätigkeit, ist ein dritter charakteristischer Zug des Menschen, ein dritter Grund seiner Würde. Freilich ist alles ttj der Natur in unaufhörlicher Be- wegung und Wirksamkeit; das Leblose wie das Le- bendige, di-e thierische wie die vernünftige Welt. Alles ist und hat Kraft, und jede Kraft wirket das, was sie wirken kann und soll. Gänzliche Unthätig- keit, unbewegliche Trägheit, völliger Tod scheinen aus der Schöpfung Gottes verbannet zu seyn. Aber wo finden wir größere und mannichfaltigere Thätig- keit, als bei den Menschen? Und wo Thätigkeit mit Bewußtseyn, mit Ueberlegung, mit Absichten, als nur bei ihm? Wann höret der menschliche Geist auf, zu denken? Und wie schnell, wie zahllos fol- gen seine Gedanken auf einander! Wann höret er auf, Veränderungen in sich und außer sich hervor- zubringen? und wie mannichfaltig, wie groß, sind nicht diese Veränderungen! Wie viel Gutes, wie viel Böses,'wie viel Gemeinnütziges, wie viel Ge- meinschädliches, bringt nicht oft Ein Gedanke, Ein Wort, Ein Blick, Eine Miene, Eine Bewegung des' Menschen hervor! Und wie weit, wie unermeßlich weit verbreitet sich nicht der Einfluß dessen, was er thut, der Zeit und dem Raume nach!------------Wie verschieden, wie zusammengesetzt, wie verwickelt^ wie viel umfassend, wie weit aussehend sind nicht' oft seine Geschäfte und Unternehmungen! Was bringt, was zieht, was zwingt er nicht alles in die Sphäre seiner Wirksamkeit! Was ist, was ge- schieht, woran er nicht auf tausenderlei Art Theil nähme, woran er nichtseine körperlichen, oder seine Geisteskräfte übte!-------Und welche Hindernisse, welche Schwierigkeiten können ihn dabei schlechter- Ii o

9. Lesebuch für Volksschulen - S. 122

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
122 bau ließen sie Weiber und leibeigene Knechte (Sklaven) sorgen. Be- waffnet war daher der Deutsche stets; bei ihren Opfern, in der Volks- versammlung, selbst bei Schmäusen und Trinkgelagen fehlte Schwert und Lanze nicht; daher oft blutiger Streit des rohen Volkes unter sich selbst. 3. Kriegswesen. Kampf war des Deutschen Lust und unter den vielen Stämmen, welche Gebirge und Ebenen bewohnten, deshalb fast beständiger Krieg, der freilich nach kurzer Dauer gewöhnlich schnell beigelegt, aber eben so schnell wieder erneuert wurde. Beutemachen war wohl meistentheils der Zweck der Kriege, Verheerung und Plün- derung des feindlichen Landes stets damit verbunden, und Vieh und Leibeigene der Hauptgewinn jedes Kampfes. War ein Stamm zu schwach, um sich mit dem mächtigen Nachbar zu messen, so wanderte er aus, verdrängte wieder andere aus ihren Wohnsitzen, oder zog ganz über des Vaterlandes Grenzen, um auf fremdem Boden sich Ruhe zu erkämpfen, wohin auch oft größere Fruchtbarkeit des Auslandes rufen mochte. Mächtige Könige und Fürsten gab es in Deutschland nicht. Reichthum, Muth, Tapferkeit und kluger Rath in der Versammlung der Gemeinde, oder des ganzen Stammes gab allein Ansehen. Dadurch wurden einzelne Männer und deren Familien hoch geachtet und berühmt. An sie schloffen sich andere an, und so wie man darnach strebte, zum Gefolge und den Kampfgenossen eines tapferen Helden zu gehören und für ihn in der Schlacht Blut und Leben aufzuopfern, so gereichte es natürlich auch dem Helden selbst zur Ehre, ein zahlreiches Gefolge kampflustiger Männer um sich zu haben und unter ihnen an Muth und Tapferkeit der erste zu sein. Das waren die Fürsten der Deutschen und ihre Herzoge (Feldherren), die aber keineswegs ihren Streitgenossen befehlen konnten. Nur im Kriege galt ihr Wort als Befehl, wenn sie als Anführer gemeinschaftliche Feldzüge leiteten. Sollte ein Gesetz gegeben, ein Beschluß gefaßt, ein Herzog gewählt werden, so beriethen alle freien Männer die Angelegenheit in gemeinschaftlicher Versammlung, in welcher die Fürsten natürlich das Wort führten. Freilich machten herrschsüchtige Fürsten und Herzoge auch wohl den Versuch, sich andere Stämme zu unterwerfen, gewöhnlich ertrug man aber solche Herrschaft nicht lange, und bis 800 Jahre n. Chr. hat Deutschland keinen König gehabt. 4. Lebensweise und Sitten. Die Deutschen waren zur Zeit Christi noch völlig roh; sie kannten keine Schrift, keine Münzen, keine Handwerke, keinen Handel, kurz, keine Beschäftigung des Menschen. Eben so roh war ihre Gemüthsart; sie besaßen alle guten und schlechten Eigenschaften roher Nationen. Kampf-, Spiel- und Trunksucht und Hang zum Müßiggänge warf man ihnen vor; rühmend gedenken die Römer ihrer einfachen Lebensweise, ihrer Treue, ihres geraden, von aller Falschheit freien Sinnes, ihrer Gastfreiheit, ihrer Vaterlands- und Freiheitsliebe, daneben ihrer Unerschrockenheit und Tapferkeit. Kein Wunder, daß es seit Augustus Zeiten Sitte war, Schaaren derselben

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. IV

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— Iv — altertümliche Sprache der Chroniken bewahren. Ihnen ist der folgende Text int wesentlichen entnommen. Auch hier veranlaßte nur die Rücksicht auf die jugendlichen Leser Änderungen. Näheres findet sich in den Einleitungen zu den im gleichen Verlag erschienen Präparationen für die vorliegenden Sagen, welche von den Verfassern nach Herbart'schen Grundsätzen ausgearbeitet worden sind. Icöge das Büchlein der Jugend zum Segen gereichen! Kisenach, im Januar 1890. Die Verfasser. Uorwort zur tmrttrtt Auflage. £ie zweite Auflage erscheint unverändert. Koöurg und Kisenach im April 1893. Die tlersnsser.
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